Geschichte

Aus der Geschichte des Hauses


Der Bauherr Hieronymus Schnitter gehörte einem alten Görlitzer Stadt- und Ratsgeschlecht an.

Im Jahre 1529 erwarb er den Brauhof Brüderstraße 18 und errichtete 1533 angrenzend einen zweigeschossigen Renaissanceanbau mit charakteristischem Giebel und hausbreitem Erdgeschossdurchgang, dem Schwibbogen.

Bekannt ist, dass er in jungen Jahren als Soldat gedient hatte. Als die Türken 1529 Wien belagerten, kämpfte er an der Seite von König Ferdinand I. (1503 – 1564).

Den Rest seines Lebens verbrachte er in Görlitz, wo er zweimal verheiratet war und neun Kinder hatte. Im Jahre 1536 wurde seine Familie von Kaiser Karl V. (1500 – 1558) geadelt.

Franz Schnitter, sein Bruder, war Bürgermeister der Stadt und empfing 1538 König Ferdinand I. feierlich in Görlitz. Vermutlich wurde der König, der sich von der Görlitzer Architektur begeistert zeigte, auch in den Prunksaal des Schwibbogenhauses geführt und durfte dort den ausgemalten Raum im ersten Obergeschoss bestaunen, der wohl als Festraum für besondere Anlässe genutzt wurde.


Bei einem Stadtbrand im Jahre 1817 wurde das Schwibbogenhaus beschädigt und im Laufe der Zeit veränderte sich das Gebäude. Raumgrößen und Deckenhöhen wurden der zeitgemäßen Nutzung und dem aktuellen Schönheitsempfinden angepasst. Im Jahre 1819 trug man die Volutengiebel und das zweite Renaissancegeschoss ab und errichtete an deren Stelle zwei Barockgeschosse und ein Walmdach über dem verbleibenden ersten Renaissancegeschoss.


Auch die bemalte Holzbalkendecke des Festraumes fiel diesen Bauveränderungen zum Opfer. Sie verschwand unter einer niedriger eingebauten, neu verputzten Decke, neue Farbschichten überdeckten die Wandmalerei, schließlich eine moderne Tapete.


Quelle: Josephine Brückner: Görlitz Häuser und ihre Geschichte(n). Culturcon Medien, 2014

Brüderstraße und Schwibbogen


Eine geschichtlich wichtige Stelle zeigt unser Bild: Bis hierher ging die älteste Anlage der Stadt, hier stand das Brüdertor. Zwar sind von ihm Reste in keiner Form mehr vorhanden, auch Abbildungen irgendwelcher Art fehlen vollständig. Denn schon um das Jahr 1255 wurde es abgerissen und die Erweiterung der Stadt vorgenommen. Die einzigen Zeugen aus dieser Zeit wurden gefunden, als man bei Ausschachtungsarbeiten auf die Grundmauern stieß und in diesen die Reste des ehemaligen Tores vermuten durfte.

Seitlich desselben wurden dann Häuser errichtet, die im Laufe der Jahrhunderte auch ihr Aussehen veränderten. Das Eckhaus, heute das Goldwarengeschäft von Hoer, zeigt aus unserm Bilde noch das Aussehen, wie es bis zum Jahre 1819 geblieben ist. In diesem Jahre wurde das ganze Haus wesentlich verändert. Das Portal wurde weggenommen, und der schöne Giebel mit seinen Voluten und seiner Bekrönung in schlichter Form ausgebaut. Später baute man auch das Untergeschoss um.

Die Verbindung mit der alten Klosterkirche besteht in einem kleinen Hause, das, um eine Durchfahrt zu schaffen, auf einem Rundbogen ruht. Die Kunstformen der Fenster, der Kapitäle und Konsolen weisen die Errichtung des Hauses etwa in das Jahr 1543, da ähnliche Formen an der in demselben Jahre errichteten nördlichen Vorhalle der Peterskirche vorkommen.

 

Durch den Bogen sehen wir die ehemalige Nonnengasse, den heutigen Klosterplatz. Da zieht sich eine lange Mauer in großen Bogen hin, über die wir in einen Garten sehen können. Dieser gehörte zu dem Eckgrundstück, das ehemals „Die Drei Eichen“ hieß, woran heute noch eine Tafel mit drei Eichbäumen über dem Portal des Hauses Fischmarkt 5 erinnert. Hier hatte der reiche Kaufmann Hans Frenzel, der Stifter der Annenkapelle, sein Warenhaus, das er mit seinem Wohnhause auf dem Untermarkt, dem später Großmannschen, durch einen unterirdischen Gang verbunden haben soll. Im Jahre 1840 wurde dort, wo sich die Mauer hinzieht, ein langes Gebäude mit 21 Fenstern und 10 Läden errichtet, das heute, nachdem es neu verputzt und teilweise farbig gestrichen ist, ein durchaus erfreuliches Aussehen erhalten hat.

Noch einer anderen baugeschichtlichen interessanten Sache ist hier zu gedenken. Als im Jahre 1790 die Rückseite des Höerschen Hauses abgebrochen wurde, wo sich ein altes Malz- und Darrhaus befand, stieß man beim Graben des Grundes auf die Grundmauer eines viereckigen, vier Ellen im Quadrat messenden Turmes. In diesem kam man nach Ausschachten weiterer Erde in acht Ellen Tiefe auf einen steinernen Vorsprung, auf dem mehrere Krüge und Schüsseln lagen. Es wurde die Vermutung ausgesprochen, dass hier vielleicht die Reste eines Gefängnisses oder Verlieses anzunehmen seien. An seiner Stelle wurde dann das Haus errichtet. Zur Rechten des Schwibbogens, am Chor der Kirche, sehen wir noch die zweistöckige Sakristei; sie wurde im Jahre 1811 geteilt und im Erdgeschoss an Kauf- und Handelsleute vermietet. Kleinere Läden für Schlosser, Büchsenmacher, Riemer und andere Handwerker waren schon seit dem Jahre 1550 an der ganzen Nordseite angelegt und wurden im Jahre 1777 abgerissen und neu aufgebaut. Im Jahre 1840 verschwanden sie alle. Im Jahre 1857 wurden auch die Sakristei und die kleine neben ihr liegende Werkstatt abgerissen. Einige Reste von Dachziegeln an der Kirchenmauer lassen heute noch erkennen, wie weit sie ehemals gereicht hat.

Quelle: StadtBILD-Ausgabe 250

Zeittafel


1533
wurde das Haus von Jeronimus Schneider erbaut.

1569-1572
wohnte hier der Görlitzer Meistersinger Adam Puschmann.
Bedeutende Familien nannten dieses Haus ihr eigen, wie z.B. Stadtschreiber
und Bürgermeister Daniel Richter, sowie Anfang des 18. Jahrhunderts Daniel Riech.

1850
bis zu diesem Jahr war das Gebäude ein Brauhaus. Bereits 1819 wurde es nach
der Vorderseite erweitert. Einst hatte es einen Renaissancegiebel.
Beim Umbau fanden sich in einem Gewölbe, welches wohl die Grundmauern
eines Turmes waren, Schüsseln, Trinkgefäße und kleine Krüge.

1869
wurde das Haus dem Hofjuwelier Hoer zu eigen.
Die Familie betrieb in mehreren Generationen bis 1950 ein angesehenes
Goldschmiedefachgeschäft. 1950 gibt Familie Hoer das Juweliergeschäft auf

1971
anlässlich der 900-Jahr-Feier der Stadt Görlitz wurde das „Café Schwibbogen“ eröffnet.
Der Name wurde in Anlehnung zum Schwibbogen-Haus, rechter Hand zum
Fischmarkt, gewählt.


1994

erneute Planung zum Umbau – Abtrennung des Nachbarhauses Brüderstrasse


1995
nach umfangreichen Rekonstruktionsarbeiten erfolgte die Neueröffnung als Restaurant.



1997
eröffnete erneut das Restaurant.


2008

Verkauf des Hauses


2009-2011

Komplettsanierung des Hauses Obermarkt 34

Eröffnung des Hotels „Schwibbogen“

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